Neben dem Schlafen ist die Gefiederpflege wohl die zeitaufwändigste Beschäftigung der Katharinasittiche. Ständig wird am Gefieder herumgenestelt, Feder für Feder durch den Schnabel gezogen und gerade gerückt.

Dass oft die versammelte Mannschaft gemeinsam oder zumindest gleichzeitig putzt, zeigt einmal mehr, wie wichtig solche Kleinigkeiten für das Gemeinschaftsgefühl eines Schwarmes sind: Aggressive Spannungen werden abgebaut und der Zusammenhalt gestärkt. Neben Kraulen und Fressen gehört die Gefiederpflege somit ebenfalls zu den ansteckenden Aktivitäten der Katharinasittiche.

Lantermann (1999) beschreibt den Putzvorgang sehr passend:

Ausgehend vom Kleingefieder werden die Federn der einzelnen Körperpartien durch den Schnabel gezogen und mit Hilfe der beweglichen Zunge gereinigt und geordnet. Für die Reinigung von Schwung- und Steuerfedern wird in der Regel weniger Zeit aufgewendet als für das Putzen des Kleingefieders.
Nach einer Einleitung des Putzvorganges durch Streckbewegungen oder Kratzen am Hinterkopf beginnt der eigentliche Putzvorgang: Während des Putzens wird das Gefieder locker gesträubt gehalten, speziell an den Stellen, an denen der Vogel gerade Putzbewegungen ausführt. Besonders gut ist das Abspreizen der Flügelfedern zu erkennen. Die Papageien beginnen mit dem Reinigen an der Basis der Federn. Dazu schieben sie die Deckfedern durch rasche Rechts-links-Bewegung des Kopfes auseinander, um mit dem Schnabel an die hautnahen Bereiche zu gelangen. Das Putzen selbst besteht aus leichten Öffnungs- und Schließbewegungen des Schnabels, der dabei immer etwas geöffnet bleibt. Folglich kann der intensive Einsatz der Zunge beim Reinigen der Federn gut beobachtet werden. Abschließend ziehen die Tiere einzelne Federn mit den oben beschriebenen Schnabel- und Zungenbewegungen vom Ansatz her in Richtung Spitze durch den Schnabel, bevor sie zu einer anderen Gefiederpartie übergehen.

Während des Putzens nehmen Katharinasittiche die abenteuerlichsten Körperhaltungen und -stellungen ein, um auch wirklich jede Feder erreichen zu können.

Kratzen und Strecken

Vor und nach dem Putzen sind Streck- und Kratzbewegungen zu beobachten. Meistens recken sich die Katharinasittiche halbseitig. Das bedeutet, dass beim Abspreizen des rechten Flügels zusätzlich das rechte Bein und die rechte Schwanzfederhälfte in die gleiche Richtung bewegt werden. Direkt im Anschluss folgt dann die andere Hälfte. Die Partner eines Paares führen die Streckbewegungen oft synchron aus. Nach einem kurzen Anheben beider Flügel erfolgt ein heftiges Schütteln, bei dem die Federn endgültig zurechtgerückt und abgestorbene und gelöste Hautschuppen abgestoßen werden.

Ebenfalls zu den Streckbewegungen gehört das Recken des Halses mit weit geöffnetem Schnabel. Tatsächlich ist dieses Verhalten dem menschlichen Gähnen gleichbedeutend und dient primär der verstärkten Sauerstoffaufnahme. Interessanterweise ist das Gähnen ebenso ansteckend wie beim Menschen auch.

Gekratzt wird nur am Kopf. Dabei unterscheidet man bei den Papageien zwei Arten von Kratzbewegungen. Die einen führen ihren Fuß vor dem Flügel, also direkt, zum Kopf, um Hinterkopf oder Stirn zu erreichen. Der andere Teil der Papageien senkt zunächst einen Flügel und führt dann das entsprechende Bein über den Flügel zum Kopf. Der Katharinasittich gehört zur zweiten Gruppe. Der Kopf wird dabei durch Drehen in die passende Position gebracht, so dass sowohl Vorder- als auch Rückseite des Kopfes erreicht werden können.

Ab und an scheuern Katharinasittiche ihren Kopf an abstehenden Ästen oder am Gitter. Meist übernimmt jedoch ein Partner die ausgiebige Pflege des Kopfgefieders.

Schnabel- und Fußhygiene

Selbstverständlich wird auch der restliche Körper gesäubert und gepflegt. Nach der Nahrungsaufnahme scheuern Katharinasittiche ihren Schnabel an einem Ast oder Seil. Dabei werden Essensreste meist ausreichend entfernt. Hartnäckiger Schmutz dagegen wird durch Kratzbewegungen mit dem Fuß bearbeitet, ebenso Samenhülsen, die sich während des Fressens in die Nasenlöcher oder ins Auge verirrt haben.

Damit der Schnabel immer geschärft ist und nicht zu lang wird, nutzen ihn die Vögel durch Beknabbern von Ästen und Zweigen ab. Der Unterschnabel wird zusätzlich noch durch Reiben an den Feilkerben des Oberschnabels geschärft, wobei die knirschenden und knackenden Geräusche während der Ruhepausen entstehen.

Regelmäßig wird Pediküre betrieben. Der Vogel führt einen Fuß zum Schnabel und knabbert ausgiebig an ihm herum. Unter Einsatz der Zunge und der feinen Schnabelspitze werden Hautschuppen und Schmutzreste gelöst und entfernt. Einige Vögel bearbeiten sogar ihre Krallen, in dem sie die Spitzen abknabbern. In der Regel nutzen sich die Krallen jedoch ausreichend an Naturästen unterschiedlicher Dicke ab.

Duschen

Zur Gefiederpflege gehört nicht nur das Putzen, sondern auch der Kontakt zu Wasser. Als Baumbewohner baden Katharinasittiche nicht. Ausnahmen wurden auch hier schon beobachtet, aber in der Regel werden angebotene Wasserschalen ignoriert oder aber zum Trinken genutzt.

Viel lieber mögen Katharinasittiche Nebel oder Sprühregen, den man in Menschenobhut durch einen Sprinkleranlage mit Zerstäuber oder eine simple Pflanzensprühflasche simulieren kann. Was nun folgt, ist eine wahre Pracht: Alle Sittiche spreizen ihr Körpergefieder weit ab und strecken sich dem Wasser entgegen. Die Flügel werden geöffnet und der Schwanz gefächert. So legen sie sich dann auf einen Ast oder hängen sich gleich kopfüber an denselben. Damit auch wirklich jede Stelle ihres Körpers nass wird, sind die Sittiche ständig dabei, ihre Position zu korrigieren. Dabei vollführen sie die ausgefallensten Körperverrenkungen und Akrobatiken.

Im Anschluss an dieses Badevergnügen wird das Gefieder ausgiebig geputzt und wieder zurechtgerückt.